Über uns

Das 1950 gegründete Herder‐Institut ist ein international renommiertes Zentrum der Ostmitteleuropaforschung. Innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft, die ihre Osteuropaexpertise seit 2017 deutlich erweitert hat, verfügt das Institut als Einrichtung der wissenschaftlichen Infrastruktur mit den entsprechenden Angeboten und den weltweit einzigartigen Sammlungen über ein wichtiges Profil‐ und Alleinstellungsmerkmal.

Das Herder‐Institut unterstützt mit seinen Arbeitsbereichen Forschung, Wissensvermittlung, Dokumentation und Digitalität eine Bandbreite wissenschaftlicher Aktivitäten zur historischen und kulturellen Entwicklung Ostmitteleuropas. Im Zentrum des Interesses stehen Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien und die Slowakei sowie die russische Exklave Kaliningrad. Ein wichtiges Anliegen ist die gemeinsame Erforschung der Wechselbeziehung dieser Kernregion zu ihren Nachbarn in einem gesamteuropäischen Vergleichskontext. Seit einigen Jahren nimmt die Beschäftigung mit Digital Humanites immer mehr Raum am Institut ein, im Bereich des Ausbaus digitaler und sozialer Infrastrukturen ebenso wie in der Forschung und Karriereförderung.

Die unikalen Sammlungen bestehen aus einer Forschungsbibliothek zur Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas mit inzwischen über einer halben Million Medieneinheiten, einschließlich einer Musiksammlung, einer Samizdat‐Sammlung und einer Pressesammlung. Daneben verfügt das Institut zusätzlich über eines der besten Bildarchive mit Bildträgern aller Art, insbesondere zur Kunst‐ und Kulturgeschichte Ostmitteleuropas (derzeit ca. 700.000 Einheiten), eine Kartensammlung mit rund 45.000 Kartenblättern, ca. 1.200 Altkarten und etwas über 6.300 Luftbildaufnahmen aus den Jahren zwischen 1942 und 1945. Schließlich legt die Dokumentensammlung einen Schwerpunkt auf die Geschichte des Baltikums und sammelt kontinuierlich Nachlässe, Familienarchive, Einzelarchivalien sowie verfilmte Archivalien (etwa 1.300 laufende Regalmeter). Die bereitgehaltenen Materialien sind Ausgangspunkt für eigene Forschungen, eine dichte Kooperation mit den beiden Universitäten in Gießen und Marburg in Forschung und Lehre und die enge Vernetzung mit zahlreichen weiteren Einrichtungen innerhalb der Leibniz-Gemeinschaft und darüber hinaus.

Das Institut orientiert sich in seinen Forschungs- und Infrastrukturaufgaben an:

Projektleitenden Perspektiven

  • Sammeln, Bewahren, Erschließen und Vermitteln

  • Visuelle Geschichte und Kunstgeschichte

  • Reflexion und Gestaltung des digitalen Wandels

  • Raum – Stadt – Umwelt

  • Politische Ordnungen – Konflikt – Sicherheit

Als Institution für Ostmitteleuropaforschung und damit verbundene wissenschaftliche Dienstleistungen wird es je zur Hälfte vom Bund und den 16 Bundesländern unter Führung des Landes Hessen finanziert. 18 Institutionen und Kommissionen bilden die korporativen Mitglieder im Trägerverein des Herder-Instituts.

In wissenschaftlichen und konzeptionellen Fragen wird das Institut von einem international zusammengesetzten Wissenschaftlichen Beirat beraten. Die Entscheidung in Struktur- und Finanzfragen des Instituts liegt in der Zuständigkeit des Kuratoriums. Neben zahlreichen Kooperationspartnern im In- und Ausland fördert insbesondere der Kontakt zu den als Leibniz Chair und Herder Chairs berufenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern die Vernetzung. 

Die Struktur des Herder-Instituts können Sie unserem Organigramm entnehmen. Die Jahresberichte aus den vergangenen Jahren finden Sie hier.

Gründung

Der Johann-Gottfried-Herder-Forschungsrat gründete im April 1950 das „Johann-Gottfried-Herder-Institut“. Es sollte den Forschungsrat durch die Bereitstellung von wissenschaftlichen Materialien, durch eigene Forschung und durch die Herausgabe von Publikationen sowie Hilfsmitteln bei der Erforschung der, wie es damals hieß, „Länder und Völker im östlichen Mitteleuropa“ unterstützen. Bereits 1951 richtete das Herder-Institut eine Forschungsbibliothek ein und legte aus Beständen unterschiedlichster Herkunft ein Bildarchiv, eine Karten- und eine Dokumentesammlung an. Seit 1952 wurde zudem eine Pressesammlung mit einem eigenen Ausschnittarchiv betrieben.

Mitglieder des Forschungsrates waren eine Gruppe von Geistes- und Sozialwissenschaftlern, deren biografische Wurzeln und akademische Karrierestationen in Gebieten östlich der Oder-Neiße-Grenze lagen. Assoziiert waren die Historischen Kommissionen für ehemals deutsche Regionen und Siedlungsgebiete im östlichen Europa.

Als Sitz des Institutes wurde die Universitätsstadt Marburg ausgewählt, auch wegen der dorthin kriegsbedingt ausgelagerten Bestände der Berliner Staatsbibliothek. 1952 fand das Institut im heutigen Gisonenweg zunächst in der so genannten Hensel-Villa, dem ehemaligen Wohnhaus des 1941 verstorbenen Mathematikers Kurt Hensel, ein neues Domizil. Wenig später weitete sich das Institut auf die benachbarte Behring-Villa aus, ein frühes Arbeits- und Wohnhaus des Mediziners und ersten Nobelpreisträgers für Physiologie oder Medizin Emil von Behring. Zwischen beiden Gebäuden wurde Anfang der 1970er Jahre ein funktionaler Neubau errichtet, der dem Institut heute sein markantes Erscheinungsbild gibt. Hinzu kam ein moderner Erweiterungsbau, der die Magazinkapazitäten des Instituts wesentlich vergrößerte.

„Ostforschung“

Die Gründergeneration stand personell wie inhaltlich noch stark in der Tradition der deutschen Ostforschung der Zwischenkriegszeit und des Nationalsozialismus, die vom deutschen Volkstumsgedanken und allgemein völkischen Vorstellungen geprägt war. Ein Teil der Mitarbeiter des Instituts und des Forschungsrats hatte vor 1945 dem Wissenschafts- und Behördenapparat des Dritten Reiches angehört und war in unterschiedlichem Ausmaß in die Bearbeitung politisch-ideologischer Fragestellungen und die nationalsozialistische Volksgruppenpolitik eingebunden. Die ersten Forschungsrats-Präsidenten Hermann Aubin, Eugen Lemberg, Günther Grundmann und Kurt Dülfer sowie die Institutsdirektoren der Anfangsjahre Werner Essen, Erich Keyser und Hellmuth Weiss stehen für diese frühe Periode.

Wichtige Sammlungen des Herder-Instituts, die heute von großer Bedeutung für die Erforschung der Osteuropawissenschaften in der Weimarer Republik und der NS-Zeit sind, gelangten aufgrund dieser personellen Verbindungen und des daraus erwachsenden Sammlungsauftrags ans Herder-Institut. Zahlreiche Materialien stammten aus den Zentren der deutschen Ostforschung vor 1945, so zum Beispiel aus der Publikationsstelle Berlin-Dahlem.

Neuausrichtung

Der Generationswechsel in der deutschen Osteuropaforschung und der Wechsel des politischen Gesamtklimas in Westdeutschland seit Ende der 1960er Jahre wirkten sich auch auf die Arbeit des Herder-Instituts aus. Wissenschaftliche Beziehungen vor allem zu polnischen Fachkreisen wurden kontinuierlich ausgebaut und zahlreiche Kontakte zu ostmitteleuropäischen Partnern vertieft. Der Marburger Osteuropahistoriker Hans Lemberg brachte wichtige Impulse ein, welche die Institutsarbeit immer stärker in Richtung einer multiperspektivischen ostmitteleuropäischen Verflechtungsgeschichte orientierten. Zu Beginn des Jahres 1977 wurde das Institut in die gemeinsame Forschungsförderung des Bundes und der Länder gemäß Artikel 91b des Grundgesetzes („Blaue Liste“) aufgenommen und ist seit 1997 Mitglied der – aus der Blauen Liste hervorgegangenen – Leibniz-Gemeinschaft. Die Herauslösung aus der Trägerschaft des Forschungsrats zum Jahresbeginn 1994 brachte einen grundlegenden Wandel im Selbstverständnis und für die Entwicklung der weiteren Aktivitäten des Instituts mit sich. Seither wird neben der Forschung auch der Infrastrukturauftrag des Instituts offensiv weiterentwickelt und das Institutsprofil angesichts des digitalen Wandels deutlich erweitert. Seit 2006 ist zudem die enge Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und dem dortigen Gießener Zentrum Östlichen Europa (GiZo) für die Aktivitäten des Herder-Instituts von großer Bedeutung und führte 2018 zur Eröffnung einer eigenen Außenstelle in Gießen.

Direktoren

Werner Essen (1901-1989), 1950 bis 1951

Erich Keyser (1893-1968), 1951 bis 1959

Hellmuth Weiss (1900-1992), 1959 bis 1965

Richard Breyer (1917-1999), 1966 bis 1972

Roderich Schmidt (1925-2011), 1972 bis 1990

Hugo Weczerka (1930-2021), 1990 bis 1995

Hans-Jürgen Karp (* 1935), 1995

Eduard Mühle (* 1957), 1995 bis 2005

Winfried Irgang (* 1942), 2005 bis 2007

Peter Haslinger (* 1964), seit 2007

Das Herder-Institut hat sich als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft verpflichtet, sich im Bereich Chancengleichheit zu engagieren und bis 2013 die forschungsorientierten Gleichstellungsstandards der Deutschen Forschungsgemeinschaft umzusetzen.

Der bisher eingeschlagene Weg wurde 2010 mit der Vergabe des Total E-Quality Prädikats gewürdigt. Dieser Erfolg konnte 2013 mit der erneuten Vergabe des Prädikats bestätigt werden.TOTAL E-QUALITY Deutschland e. V. verfolgt seit 1996 das Ziel, „Chancengleichheit zu etablieren und nachhaltig zu verankern. Dieses Ziel ist erreicht, wenn Begabungen, Potenziale und Kompetenzen beider Geschlechter gleichermaßen (an-)erkannt, einbezogen und gefördert werden. […] Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Förderung von Frauen in Führungspositionen. Neben der Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht es um eine chancengerechte Personalbeschaffung und  -entwicklung, um die Förderung partnerschaftlichen Verhaltens am Arbeitsplatz sowie um die Berücksichtigung von Chancengleichheit in den Unternehmensgrundsätzen.  […] Für beispielhaftes Handeln im Sinne einer an Chancengleichheit ausgerichteten Personalführung vergibt der Verein jährlich das TOTAL E-QUALITY Prädikat. Es bescheinigt ein erfolgreiches und nachhaltiges Engagement für die Chancengleichheit von Frauen und Männern im Beruf.“ (https://www.total-e-quality.de/, besucht am 02.02.2016).

Ansprechpartner:innen

Seit 2015 ist das Vorstandsmitglied Dr. Jürgen Warmbrunn im Vorstand auch für das Thema Chancengleichheit zuständig.

Gleichstellungsbeauftragte:
Dr. Anna-Lena Körfer
gleichstellung@herder-institut.de
Tel.: 06421/184-242

Stellv. Gleichstellungsbeauftragte
Anna Caroline Haubold
caroline.haubold@herder-institut.de
Tel.: +49 6421 184-208

Beispiele für bisher umgesetzte Maßnahmen

Das Herder-Institut

  • hat mit dem Land Hessen eine Vereinbarung zur Förderung der Chancengleichheit in Umsetzung der Ausführungsvereinbarung zur Rahmenvereinbarung Forschungsförderung über die Gleichstellung von Frauen und Männern bei der gemeinsamen Forschungsförderung (AvGlei) getroffen
  • verfügt über einen Gleichstellungsplan, der mindestens einmal jährlich aktualisiert und fortgeschrieben wird
  • wählt alle vier Jahre eine Gleichstellungsbeauftragte, die aktiv an der Institutspolitik beteiligt ist
  • achtet bei der Stipendienvergabe und Nachwuchsförderung auf ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis
  • bietet bei Veranstaltungen wie Tagungen und Seminaren auf Wunsch Kinderbetreuung an
  • achtet auf familienfreundliche Sitzungszeiten
  • unterstützt seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei individuellen Lösungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Dabei liegt ein moderner Familienbegriff zugrunde, der neben der Kinderbetreuung auch die Pflege von Lebenspartnerinnen und -partnern sowie Familienangehörigen umfasst.
  • verfügt über ein Eltern-Kind-Zimmer für Angestellte, Nutzerinnen und Nutzer sowie für die Kinderbetreuung bei Veranstaltungen

Der Zugang zu wissenschaftlichen Publikationen durch Open Access trägt dazu bei, die Sichtbarkeit von Forschungsergebnissen zu verbessern und dadurch Innovationsprozesse zu beschleunigen. Das Herder-Institut fördert Open Access und hat eine Open-Access-Policy verabschiedet. 

Das Herder-Institut bietet seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit, über den über den hauseigenen Publikationsserver, auf Basis der Open Source Software OPUS, Publikationen im Open Access anzubieten bzw. bereits im Open Access veröffentlichte Publikationen darüber nachzuweisen.

Jahresbericht des Herder-Instituts
Imagebroschüre
Gleichstellungsbeauftragte des Herder-Instituts
Dr. Anna-Lena Körfer und Anna Caroline Haubold