Schwerpunktbereich „Historische Erinnerung und kulturelles Erbe: Vertriebene und Spätaussiedler in Hessen seit 1945“

Projektleitung: Prof. Dr. Peter Haslinger
Projektkoordination: PD Dr. Markus Krzoska
Projektmitarbeitende: Hilke Wagner M.A.

Projektförderung: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst
Laufzeit: 2022 – 2026

Die Justus‐Liebig‐Universität Gießen und das Herder‐Institut für historische Ostmitteleuropaforschung arbeiten in einem gemeinsamen Projekt die Kultur und die Geschichte der Vertriebenen und Spätaussiedler wissenschaftlich auf. Der Schwerpunktbereich „Historische Erinnerung und kulturelles Erbe – Vertriebene und Spätaussiedler in Hessen seit 1945“ wird von 2022 bis 2026 gefördert.

Die Überlieferung droht wegen des in den kommenden Jahren anstehenden Generationswechsels verloren zu gehen. Der sich abzeichnende Übergang von der Erlebnis‐ zur Erinnerungsgeneration eröffnet für noch etwa zehn Jahre ein letztes Zeitfenster für die Forschung im Bereich Erinnerungskultur und die Arbeit mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen. Außerdem gilt es das kulturelle Erbe erstmals zu erfassen und in dem besonderen historischen Kontext einzuordnen.

Lagerordnung des Durchgangslagers Gießen, August 1950, Bundesarchiv, Bild F000065-3041
Lagerordnung des Durchgangslagers Gießen, August 1950. © Bundesarchiv, Bild F000065-3041 / Foto: Arntz

Der Schwerpunktbereich möchte einen Beitrag für die Erforschung der Geschichte Hessens wie auch zur Einbindung des Themas Integration von Vertriebenen und Spätaussiedlern in die vergleichende Migrationsforschung leisten. In den Blick genommen sollen die Vertriebenen der unmittelbaren Nachkriegszeit ebenso wie die verschiedenen Wellen der Spätaussiedler (inklusive der jüdischen Kontingentflüchtlinge).

Das Vorhaben erforscht das Thema aus der Sicht der Sozial- und Lokalgeschichte, der Oral History, der Erinnerungspolitik, der Kulturerbeforschung und der Digital Humanities. Teil der Aktivitäten sind daher die Arbeit mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und die Erforschung der kulturellen Überlieferung.

So lassen sich spezielle Lehrkonzepte erarbeiten und Initiativen im Bereich Geschichtsvermittlung entwickeln, die in den lokalen und regionalen Raum hineinwirken. Unter anderem soll damit die Arbeit des gerade in Gießen im Aufbau befindlichen Lern‐ und Erinnerungsorts Meisenbornweg unterstützt werden. Diese diente seit 1946 zunächst als Flüchtlings‐, Durchgangslager und Notaufnahmelager, dann als Bundesaufnahmestelle und schließlich als zentrale Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen.

Kinderuntersuchung im Durchgangslager Gießen, August 1950, Bundesarchiv, Bild F000065-3069 / Foto: Arntz
Kinderuntersuchung im Durchgangslager Gießen, August 1950. © Bundesarchiv, Bild F000065-3069 / Foto: Arntz
Gedenkstein Mohrungen in Gießen
Gedenkstein für Mohrungen in der Wieseck-Aue in Gießen, Foto: Markus Krzoska

Markus Krzoska:

Im September 1954 übernahm der Magistrat der Stadt Gießen, vertreten durch den Oberbürgermeister Hugo Lotz, die Patenschaft über Stadt und Kreis Mohrungen (heute Morąg) im ehemaligen Ostpreußen. Offiziell besteht diese symbolische Verbindung bis heute weiter. 1965 wurde mit den „Mohrunger Stuben“ ein Flüchtlings- und Altenraum in der Gießener Stadthalle eingerichtet, 1981 wurde in der Wieseck-Aue ein Gedenkstein aufgestellt.

Der im Herbst 2022 ins Leben gerufene, vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst des Landes Hessen für vier Jahre finanzierte Schwerpunktbereich „Historische Erinnerung und Kulturelles Erbe. Vertriebene und Spätaussiedler in Hessen nach 1945“ beschäftigt sich mit derartigen Verflechtungen. Getragen wird er vom Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung – Institut der Leibniz-Gemeinschaft und der Justus-Liebig-Universität Gießen.

In Mohrungen wurde am 25. August 1744 Johann Gottfried Herder geboren.