Documenting Russia’s war against Ukraine

The challenges of living archives for historical knowledge production (LivArch)

Projektleitung: Dr. Simon Donig, Prof. Dr. Peter Haslinger
Projektbearbeitung: Tabitha Redepenning M.A.
Projektförderung: Kooperative Exzellenz der Leibniz-Gemeinschaft

Laufzeit: 06/2024-12/2026
Kontakt: livarch@herder-institut.de

Die in den ukrainischen Nationalfarben beleuchtete Kolossalstatue „Mutter Heimat“ (auch „Mutter Ukraine“) auf dem Gelände des „Nationalen Museums der Geschichte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg“ in Kyiv. Foto: National Museum of the History of Ukraine in the Second World War / CC BY-NC-ND 4.0
Die Kolossalstatue „Mutter Heimat“ auf dem Gelände des „Nationalen Museums der Geschichte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg“ in Kyiv. Foto: National Museum of the History of Ukraine in the Second World War / CC BY-NC-ND 4.0

Seitdem die Ukraine von Russland angegriffen wurde, werden die Ereignisse in Echtzeit und durch die Mithilfe verschiedenster Akteure festgehalten. Chat-Nachrichten, Beiträge in den sozialen Medien, georeferenzierte Satellitenbilder, Zeitzeugeninterviews oder Fotodokumentation rücken in den Fokus, um die Ereignisse zu erforschen. Dadurch gewinnt eine sehr junge Gruppe von Archiven an Bedeutung, die ganz eng am Ereignishorizont entsteht und die oft generationell prägendes Gedächtnis repräsentiert, sogenannte „lebende Archiven“ / „living archives“ (Luisa Passerini). Bislang hat die Geschichtswissenschaft sich in Theorie und Methoden noch sehr wenig mit diesem neuen Typus von Archiven auseinandergesetzt – ebenso wenig wie mit der neuen partizipatorischen Dimension, die gerade digitale Medien und das Internet in diesen Prozess mit einbringen. Neue Herausforderungen, etwa im Bereich des ethischen Umgangs mit Daten aus solchen Archiven, deren schiere Größe oder auch potenziellen Unabgeschlossenheit treffen auf altbekannte Fragen etwa nach Zugangsmöglichkeiten, Machtassymmetrien zwischen Nutzenden und Kuratierenden von Archiven oder auch die Frage nach deren re-traumatisierendem Charakter in Kriegskontexten.

Das LivArch Projekt unterstützt die Weiterentwicklung von Methoden und Theorien zum Erfassen, Speichern und Anreichern dieser Quellen und verfolgt komplexe ethische Fragen der verantwortungsvollen Repräsentation, Veröffentlichung, Nachnutzung und Langzeitarchivierung eingehen. Im Mittelpunkt steht dabei das Empowerment von Vorhaben und Personen, die solche Quellen erzeugen und kuratieren.

Mithilfe von Stipendien und Austauschformaten wird Zusammenarbeit auf Augenhöhe über nationale Grenzen, fachliche Denominationen, klassische Forschung und partizipative Ansätze hinweg gefördert.

Die Stärke des Projekts liegt in der transnationalen Zusammenarbeit, die die ukrainischen Erfahrungen in den Mittelpunkt stellt. Damit trägt das Projekt zur digitalen Weiterentwicklung des historischen Forschungsfeldes bei und schafft Erkenntnisse, die auf ähnliche Konfliktsituationen des 21. Jahrhunderts anwendbar sind. Dabei steht stets die Verpflichtung zur sorgsamen Behandlung (duty to care) der Quellen und der Integrität ihrer ErzeugerInnen im Vordergrund.

„Documenting Russia’s war against Ukraine“ (LivArch) ist ein Verbundprojekt an dem neben dem Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung folgende Institute beteiligt sind:
IEG –  Leibniz Institut für Europäische Geschichte Mainz, das Center for Urban History L’viv, das C2DH – Luxembourg Centre for Contemporary and Digital History, das Roy Rosenzweig Center for History and New Media, die Hochschule Darmstadt – University of Applied Sciences, Marburg Center for Digital Culture and Infrastructure (Universität Marburg) und die Justus-Liebig-Universität Gießen.