Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa mit Entwicklung des digitalen Dehio-Handbuchs
Seit November 2022 ist das Portal DEHIO Ostmitteleuropa online!
Gesamtprojektleitung: Dr. Dietmar Popp
Bearbeitung am Herder-Institut: Sławomir Brzezicki M.A. (Projektkoordination Polen, Hauptredaktion, digitale Entwicklung), Dr. Agnese Bergholde-Wolf (Projektmitarbeit, Redaktion)
Leitung und Bearbeitung bei der Böckler-Mare-Balticum-Stiftung (BMBS): Dr. Ulrike Nürnberger (Projektkoordination Baltikum, Hauptredaktion)
Das Langfristvorhaben zum „Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Ostmitteleuropa“ widmet sich gegenwärtig einer Auswahl der wichtigsten Bau- und Kunstdenkmäler in Polen und dem Baltikum, die in einer Hybridpublikation – analog und digital – mehrsprachig beschrieben werden.
Das von Georg Dehio 1905 begründete „Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler“ ist ein Nachschlagewerk sowie Reisehandbuch, das in knapper Form Orts- und Stadtgeschichte vermittelt und die wichtigsten Fakten und Beschreibungen zu einer repräsentativen Auswahl von Bauwerken und ihrer Ausstattung in bestimmten Regionen bietet. Nebenbei trägt es als Übersichtswerk zu erhöhter Aufmerksamkeit und einer größeren Sensibilisierung der Öffentlichkeit gegenüber dem gemeinsamen europäischen Kulturerbe und seinem Erhalt bei. Das Dehio-Handbuch orientiert sich grundsätzlich an historisch gewachsenen Kulturlandschaften in aktuellen Staatsgrenzen und administrativen Einheiten.
Digitales Dehio-Handbuch
Als wegweisende Neuerung zielen die gegenwärtig laufenden Projekte auf eine komplett digital erarbeitete Hybrid-Publikation: Neben dem traditionellen analogen Produkt des gedruckten Handbuchs (jeweils in zwei Sprachversionen) wird ein Redaktionssystem als Arbeitsplattform eingerichtet, in dessen Zentrum die Handbuchtexte stehen, weitgehend von einer Objektdatenbank unterstützt, die vielfach durch Integration von Normdaten und Thesauri sowie durch Verlinkung mit anderen elektronischen Ressourcen (z.B. Bilddatenbanken) angereichert werden. Dieses Digitale Dehio-Handbuch wird zugleich als frei zugängliche Forschungsumgebung (Online-Version für Forschung und Recherche im Open Access) sowie für mobile Nutzung (auf Reisen, vor Ort) dienen. Sein Aufbau erfolgt in Zusammenarbeit mit der digiCULT-Verbund e.G. (Mitgliedschaften durch HI und BMBS).
Projektgeschichte
Seit den 1990er Jahren erfolgte mit dem „Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen“ auf Initiative des Arbeitskreises deutscher und polnischer Kunsthistoriker und Denkmalpfleger eine geographische Erweiterung des traditionsreichen Dehios-Handbuchs außerhalb der deutschsprachigen Grenzen und zwar nach Ostmitteleuropa, wo eine besondere Situation mit den vielfältigen historisch-kulturellen Verflechtungen mit Deutschland vorliegt. Nach den Projekten zu Schlesien und Kleinpolen folgt nun Nordostpolen. Außerdem wurde die Perspektive auf die baltischen Länder ausgedehnt und in Kooperation mit der Böckler-Mare-Balticum-Stiftung eine Reihe zu Estland, Lettland und Litauen begründet.
Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen
Band 1: Schlesien / Śląsk (dt. Bd. 2005, poln. Bd. 2006)
Von 1998 an wurde das Handbuch der Kunstdenkmäler in Schlesien als erste gemeinsame Bearbeitung einer vor 1945 deutschen, heute polnischen Region erstellt und in zwei Sprachversionen publiziert. Es beschreibt die ca. 2.500 wichtigsten Baudenkmäler der Region. Partner des Herder-Instituts (Hauptredaktion: Dr. Christine Nielsen, Sławomir Brzezicki M.A.) war das Regionale Zentrum der Erforschung und Dokumentation der Denkmäler (ROBiDZ) in Breslau/Wrocław (Grzegorz Grajewski M.A.). Objektbeschreibungen sowie Einführungstexte erstellten 17 polnische und deutsche Wissenschaftler*innen. Das Vorhaben war neben Eigenmitteln der Partner durch Drittmittel des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Gerda-Henkel-Stiftung sowie der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit finanziert.
Band 2: Kleinpolen / Małopolska (poln. Band 2016, dt. Bände 2020)
Ab 2006 liefen die Arbeiten am Folgevorhaben, das der Region Kleinpolen gewidmet war, nun in Kooperation mit dem Kunsthistorischen Institut der Jagiellonen-Universität Krakau (IHS UJ, Prof. Dr. Wojciech Bałus). Die Bearbeitung der fast 3.100 Objekte erfolgte durch 25 Autor*innen, vier Übersetzerinnen sowie zwei die Arbeiten koordinierende Redakteure (Dr. Joanna Wolańska, Sławomir Brzezicki) und zwei Lektorinnen. Neben Eigenmitteln der Kooperationspartner kamen Drittmittel vom Polnischen Wissenschaftsministerium, der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit sowie der Hermann Reemtsma Stiftung. Die erste polnische Fassung des Buches wurde vom Nationalinstitut für Kulturerbe in Warschau (NID) produziert, dessen Neuauflage ist in Vorbereitung. Die deutsche Fassung ist im Deutschen Kunstverlag erschienen.
Band 3: Nordostpolen / Polska północno-wschodnia (Vorprojekt 2017-19)
Für das dritte Teilprojekt, das dem nordöstlichen Polen (Pommerellen, Ermland und Masuren) gewidmet ist und in Kooperation mit dem Kunsthistorischen Institut der Universität Danzig (Prof. Dr. Małgorzata Omilanowska, Prof. Dr. Tomasz Torbus) realisiert wird, wurden in dem seit September 2017 bis März 2019 laufenden, von der BKM geförderten Vorprojekt wesentliche Grundlagen in zweierlei Hinsicht geschaffen: Zum einen wurde das Arbeitsgebiet präzise definiert, die erste Auswahl von rund 3.000 Objekten getroffen und eine Arbeitsdatenbank mit wesentlichen Geo-Daten zu den Orten und Objekten aufgebaut; zum anderen erfolgte die Konzeption der Forschungsinfrastruktur (Datenmodell, Funktionalitäten) und die Einrichtung des Prototyps auf der Basis des Systems digiCULT.web.
Weitere geplante Bestandteile
- Pommern und Neumark
- Großpolen und Kujawien
- Masovien und Podlachien
Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in den baltischen Ländern
Band 1: Estland / Eesti (Vorprojekt 2018, Hauptprojekt seit Februar 2019)
Das Projekt wurde initiiert von der Böckler-Mare-Balticum-Stiftung in Bad Homburg (Projektleitung und -koordination: Dr. Ulrike Nürnberger), die auf Wissenschaftsförderung mit Schwerpunkt Kunst- und Kulturgeschichte des Ostseeraums und insbesondere des Baltikums spezialisiert ist. Es entsteht in enger Zusammenarbeit mit dem Herder-Institut bzw. mit dem „Dehio-Handbuch der Kunstdenkmäler in Polen“ und der Dehio-Vereinigung sowie mit den estnischen Partnern: der Estnischen Kunstakademie (EKA), dem Architekturmuseum und dem Nationalkomitee für Denkmalschutz. Im Vorprojekt wurde die Auswahl von rund 1.000 Objekten getroffen und die Proberegion Pernau mit 90 Objekten bearbeitet sowie in Abstimmung mit dem Team am HI sowie der digiCULT-Verbund e.G. die Konzeption für den Digitalen Dehio erstellt. Neben Eigenmitteln erfolgt Projektförderung durch die BKM, die Zeit-Stiftung sowie die Gerda-Henkel-Stiftung.
Weitere geplante Bestandteile
- Lettland (2022-2024)
- Litauen (2025-2027)