Kurländische Güterurkunden
Die Edition „Kurländischer Güterurkunden“ erschließt der Forschung einen zentralen Quellenbestand zur livländischen Geschichte des späten Mittelalters und der Reformationszeit. Sie eröffnet insbesondere zu wirtschafts-, sozial- und bevölkerungsgeschichtlichen Fragestellungen neue Einsichten.
In Kooperation mit Klaus Neitmann (Baltische Historische Komission Göttingen/Potsdam) bearbeitet von Daphne Schadewaldt.
Die auf den ländlichen Grundbesitz im Bereich des späteren Herzogtums Kurland bezogenen „Güterurkunden“ – in erster Linie Lehns-, Kauf- und Pfandurkunden, Dokumente über Eheberedungen, Grenzbegehungen, gerichtliche Auseinandersetzungen, Rentengeschäfte u.a.m. – sind bei der Herausgabe des Liv-, Est- und Kurländischen Urkundenbuches ausgespart geblieben, so daß mit ihrer Edition ein bislang weitgehend unbekannter Quellenfundus vorgelegt wird. Der zeitliche Rahmen dieser Edition erstreckt sich vom Jahr der ersten überlieferten Urkunden (1230) bis zum Ende der livländischen Selbständigkeit im Jahr 1561.
Ausgangspunkt der Bearbeitung des von der Marga- und Kurt-Möllgaard-Stiftung, Frankfurt am Main, finanziell geförderten Editionsprojektes, das – mit Unterbrechungen – vom April 1998 bis Ende März 2003 durchgeführt worden ist, war ein in der Dokumentesammlung des Herder-Instituts befindliches Manuskript des deutschbaltischen Historikers Albert Bauer, der in den 1930er und 1950er Jahren einschlägiges Quellenmaterial in verschiedenen Archiven zusammengetragen hatte (insgesamt 522 Urkundennummern, davon 381 Stücke mit Text). Diese Dokumente wurden im Rahmen des Projektes anhand der Originale oder von Fotos kollationiert und urkundenkritisch bearbeitet. Darüber hinaus wurden in Archiven in Berlin, Riga, Stockholm, Marburg und Kopenhagen zahlreiche weitere Stücke erfasst und in das Urkundenkorpus eingearbeitet, so daß die Edition knapp 1.100 einschlägige Dokumente umfasst.
In den Jahren 2018-2023 konnte Manfred v. Boetticher im Historischen Staatsarchiv Lettlands ca. 800 meist frühneuzeitliche Kopien zu bekannten Urkunden und rund 570 Kopien zu bislang unbekannten Urkunden ermitteln und Digitalaufnahmen erstellen. Die Aufnahmen der ersten Gruppe finden sich unter den bekannten Nummern von Bauer bzw. den Ergänzungen bis erg1206. Die Nachweise bisher unbekannter Urkunden beginnen mit der Nummer erg1500. Die Texte der „neuen“ Urkunden sind nur über die Aufnahmen zugänglich, da keine Transkriptionen vorgenommen wurden. Sie können vorläufig lediglich über die Jahreszahl recherchiert werden. Geplant ist aber, auch die in den Kopfregesten genannten Personen und Orte in den entsprechenden Indices zu erfassen.
Wir danken dem Historischen Staatsarchiv Lettlands für die Genehmigung, die Aufnahmen publizieren zu dürfen. Finanziell gefördert wurde diese Ergänzung durch die Baltische Historische Kommission sowie die Vereinigten Kurländischen Stiftungen.