Die "Publikationsstelle Berlin-Dahlem" (PuSte) wurde auf Initiative des Generaldirektors der Preußischen Staatsarchive Albert Brackmann (1871–1952) im Jahr 1931 zunächst als Publikationsfonds gegründet. Seit 1934 war sie – nunmehr als Publikationsstelle – zugleich Geschäftsstelle der im selben Jahr ins Leben gerufenen Nordostdeutschen Forschungsgemeinschaft (später Nord- und Ostdeutschen Forschungsgemeinschaft, NOFG), deren Vorsitz ebenfalls Brackmann innehatte. 1936 löste Johannes Papritz (1898–1992) Brackmann an der Spitze der PuSte ab, sein Stellvertreter wurde Wolfgang Kohte (1907–1984). Die PuSte konzentrierte sich in den ersten Jahren auf die Beobachtung der polnischen Forschung bezüglich der ehemaligen deutschen Ostgebiete und unterstützte die so genannte deutsche „Ostforschung“. Zu diesem Zweck wurden eine Bibliothek, eine Zeitschriften-, Karten- und Handschriftenabteilung sowie eine Bildersammlung eingerichtet. Zudem verwaltete die PuSte den Buchbestand der NOFG. Es entstanden u.a. Personendossiers zu Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Übersetzungen, Kartenmaterial sowie Statistiken auf Basis sowjetischer Volkszählungen. Organisatorisch war die PuSte bis 1938/39 eine Abteilung des Preußischen Geheimen Staatsarchivs, bis 1943 unterstand sie als selbständige Dienststelle dem Reichsministerium des Innern und wurde im selben Jahr dem Amt VI G im Reichsicherheitshauptamt unterstellt.
Die PuSte profitierte aber auch von den Beschlagnahmungen im In- und Ausland (z.B. der Geheimen Staatspolizei, des Sonderkommandos Künsberg, des Einsatzstabes Reichsleiter Rosenberg). Papritz war zudem als Mitglied der „Deutschen Archivkommission Lettland-Estland“ seit 1939 an der Verbringung von Archivgut aus den baltischen Ländern infolge des Hitler-Stalin-Pakts beteiligt.
Die PuSte trug mit ihren Materialien zum Entstehen des „Generalplans Ost“ bei, partizipierte am NS-Raubgut und stellte ihr thematisches Kartenmaterial dem Militär zur Verfügung. Wegen der zunehmenden Bombardierungen Berlins wurden seit dem Sommer 1943 die PuSte und ihre Materialien in die Oberlausitz nach Bautzen und in die Umgebung Bautzens verlagert. Im Februar 1945 flohen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit einem Teil der Bestände nach Coburg. Diese Bestände wurden nach Kriegsende von der US-Armee beschlagnahmt und 1947/48 in die USA verbracht. Zu einem späteren Zeitpunkt gelangten sie in die Library of Congress in Washington D.C. U. a. Johannes Papritz betrieb ihre Überstellung an das 1950 gegründete Herder-Institut in Marburg. 1957/58 wurden dem Herder-Institut zunächst einige Materialien und 1964 ca. 12.000 Bände übergeben. Bücher, Karten und Bilder wurden je nach Medientyp in die Bibliothek, das Bildarchiv und die Kartensammlung integriert. Die Dokumentesammlung beherbergt ebenfalls ein kleines Konvolut (1 laufender Meter) an PuSte-Materialien (z.B. Übersetzungen von Zeitungsartikeln). Zusätzliches Bildmaterial erhielt das Bildarchiv des Herder-Instituts aus dem Privatbesitz Wolfgang Kohtes. (Die Aktenbestände der PuSte gab Papritz nach der Rückkehr aus Washington und einer Zwischenstation im Hessischen Staatsarchiv in Marburg 1977 an das Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde weiter. Dort werden sie unter der Signatur R 153 geführt. Die Teilbestände der PuSte-Sammlung in der Bibliothek des Herder-Instituts werden seit 2016 in einem Forschungsprojekt auf ihre Provenienz hin untersucht.
Entstehung der Materialien
Zeit:
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vor 1945
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Ort/Gebiet:
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Baltikum Deutschland Estland Lettland Litauen Osteuropa Ostmitteleuropa Polen Ukraine Weißrussland
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Entstehung der Materialien
Zeit:
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1931-1945
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Ort/Gebiet:
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Berlin-Dahlem Bautzen Coburg
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Auftraggeber/in:
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Nord- und Ostdeutsche Forschungsgemeinschaft (NOFG)
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Auftraggeber/in:
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Publikationsstelle Berlin-Dahlem
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Urheber/in:
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Publikationsstelle Berlin-Dahlem
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Übersetzer/in:
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Publikationsstelle Berlin-Dahlem
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Bestandsbildung
Zeit:
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1931-1936
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Ort/Gebiet:
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Berlin-Dahlem
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Bestandsbildner/in:
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Publikationsstelle Berlin-Dahlem
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Direktor/in:
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Brackmann, Albert
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Behörde:
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Preußisches Geheimes Staatsarchiv
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Bestandsbildung
Zeit:
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1936–1938/1939
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Ort/Gebiet:
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Berlin-Dahlem
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Bestandsbildner/in:
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Publikationsstelle Berlin-Dahlem
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Direktor/in:
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Papritz, Johannes
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Behörde:
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Preußisches Geheimes Staatsarchiv
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Bestandsbildung
Zeit:
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1938/1939-1943
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Ort/Gebiet:
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Berlin-Dahlem
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Bestandsbildner/in:
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Publikationsstelle Berlin-Dahlem
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Direktor/in:
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Papritz, Johannes
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Behörde:
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Deutsches Reich. Reichsministerium des Innern
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Bestandsbildung
Zeit:
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1943-1945
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Ort/Gebiet:
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Berlin-Dahlem
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Bestandsbildner/in:
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Publikationsstelle Berlin-Dahlem
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Direktor/in:
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Papritz, Johannes
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Behörde:
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Deutsches Reich. Reichssicherheitshauptamt
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Bestandsbildung
Zeit:
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1944-1945
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Ort/Gebiet:
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Bautzen
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Bestandsbildner/in:
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Publikationsstelle Berlin-Dahlem
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Direktor/in:
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Papritz, Johannes
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Behörde:
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Deutsches Reich. Reichssicherheitshauptamt
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Bestandsbildung
Zeit:
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1945
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Ort/Gebiet:
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Coburg
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Bestandsbildner/in:
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Publikationsstelle Berlin-Dahlem
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Direktor/in:
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Papritz, Johannes
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Behörde:
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Deutsches Reich. Reichssicherheitshauptamt
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Provenienz/Bestandsgeschichte
Zeit:
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1945–1947/1948
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Ort/Gebiet:
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Oberursel
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Bestandshalter/in:
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USA. Armee
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Provenienz/Bestandsgeschichte
Zeit:
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1947/1948–1957/1964
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Ort/Gebiet:
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Washington, D.C.
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Bestandshalter/in:
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Kongressbibliothek (Washington, D.C.)
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Zugang an das Herder-Institut: Schenkung
Zeit:
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1957-1964
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Ort/Gebiet:
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Marburg
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Bestandsgeber/in:
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Kongressbibliothek (Washington, D.C.)
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Mittelsperson:
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Papritz, Johannes
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Bestandsnehmer/in:
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Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung - Institut der Leibniz-Gemeinschaft
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