Ethische Fragen an Metadaten historischer Quellen
Der Workshop findet unter gemeinsamer Initiative von DARIAH-DE und Task Area 1 Data Quality von NFDI4Memory statt.
Wann: 21. und 22. November 2024
Wo: Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung in Marburg und online
Viele Kulturgüter entstammen politisch, sozial und/oder ethisch sensiblen Kontexten, dokumentieren solche oder sind in ihrer Provenienz davon geprägt. Die Geisteswissenschaften und ihre Infrastrukturen sind zunehmend bestrebt, diesen Zusammenhängen gerecht zu werden, sie zu erforschen und sichtbar zu machen – etwa im Zuge postkolonialer oder postimperialer Debatten. Der digitale Raum stellt hierzu Chance und Herausforderung zugleich dar, sind digitale Objekte doch vergleichsweise einfach verfügbar zu machen. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass wichtige Informationen zur Geschichte oder Provenienz nicht mit abgebildet werden, etwa im Zuge der Digitalisierung analoger Vorlagen oder der Bereitstellung und Verbreitung digitaler Objekte.
Hierbei kommt Metadaten eine zentrale Rolle zu. Diese bieten umfangreiche Möglichkeiten, Inhalte, Kontexte, Berechtigungen oder beteiligte Personen abzubilden und solche Daten über Normdateien semantisch zu verknüpfen. So reichhaltige Möglichkeiten Metadaten auch bieten, sind diesen durch
konkrete Metadatenschemata, die Erfassungsdatenbanken, Repositorien und Portalen zugrunde liegen, Grenzen gesetzt. Was konkret abgebildet werden kann, ist also oftmals vorgegeben oder zumindest eingeschränkt. Diese Schemata sind in der Regel nicht mit Hinblick auf das heterogene Feld
historischer Sammlungen und die sich verändernden Vorstellungen ethisch korrekter Sprache entwickelt worden. Den grundsätzlich vielfältigen und reichhaltigen, oftmals auch von Unsicherheit oder Unschärfe geprägten Metainformationen zu geisteswissenschaftlichen Daten stehen durch
bestehende Schemata und technische Vorgaben definierte Beschränkungen gegenüber.
Erste Ansätze zum Umgang mit datenethischen Fragen wie die Formulierung der CARE Prinzipien „for Indigenous Data Governance“, diskriminierungsfreie Metadaten oder individuelle Lösungen einzelner Einrichtungen bestehen bereits oder befinden sich in der Entwicklung. Hier soll der Workshop ansetzen und Raum für Diskussionen um Bedarfe und Lösungsansätze für Metadaten bieten, die den Ansprüchen der Daten und ihrer Geschichte, der Nutzenden und der Datenbereitstellenden gerecht werden. Am zweiten Workshoptag sollen bestehende Ansätze und Lösungsvorschläge am konkreten Fall besprochen werden. Als ein Beispiel für bislang wenig berücksichtigte Quellen bzw. Daten sollen Bestände des Herder-Instituts herangezogen werden, anhand derer insbesondere die Notwendigkeit und Potentiale einer postimperialen Perspektive erprobt werden können.
Donnerstag, 21. November 2024
9:00–10:00 Ankommen
10:00–10:30 Begrüßung
10:30–11:00 Peggy Große / Mario Kliewer: Sensible Metadaten. Diskurse und Standards der Datenethik in den Geschichtswissenschaften
11:00–12:30 1. Session
Noёlle Schnegg / Levyn Bürki: „Diskriminierungsfrei“? Erfahrungen aus einem Handbuchprojekt
Grischka Petri / Oliver Vettermann: Should I CARE about FAIR? – Input des Legal Helpdesk
12:30–13:30 Mittagspause
13:30–15:00 2. Session
Lisa Quade: Lösungsansätze für die Online-Präsentation sensibler Metadaten im Portal „Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“
Michaela Rizzolli: CARE Principles for Indigenous Data Governance. Ethische Fragen und Perspektiven auf Metadaten historischer Quellen
15:00–15:30 Kaffeepause
15:30–17:00 3. Session
Johannes Wolff: Massendigitalisierung und Datenethik. Ein Werkstattbericht aus der Deutschen Fotothek am Beispiel des DFG-Projekts Weltsichten
Eike Martin Löhden: Entitäten als Möglichkeit, die aktuellen Grenzen der Metadatenschemata zu durchbrechen?
17:00–17:30 Diskussion
Freitag, 22. November 2024
09:00–10:00 Vorbereitung Gruppenarbeitsphase
10:00–12:00 Gruppenarbeit
12:00–13:00 Mittagspause
13:00–14:00 Gruppenarbeit
14:00–14:15 Kaffeepause
14:15–15:30 Ergebnispräsentation und Abschlussdiskussion
Organisatorisches
Der Workshop findet in hybrider Form am Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung in Marburg statt. Für den ersten Tag sind Impulsvorträge und anschließende Roundtables vorgesehen. Am zweiten Tag folgt ein praktischer Teil. Hier sollen in Arbeitsgruppen an Beständen des Herder-Instituts Herausforderungen identifiziert und mögliche Lösungsansätze erprobt und diskutiert werden.
Organisationsteam: Anna-Lena Körfer, Anna Pravdyuk, Grigori Chlesberg, Ole Meiners, Simon Donig.
Für Fragen stehen Grigori Chlesberg (grigori.chlesberg@herder-institut.de) und Anna Pravdyuk (anna.pravdyuk@herder-institut.de) gerne zur Verfügung.