Longing for the Faraway in the People's Republic of Poland
Stefan Arczyński – A globetrotter turns 105
This time we will focus on motifs from around the world that demonstrate his outstanding qualities as an art photographer. Arczyński was passionately interested in natural and man-made forms and structures (roofs, trees, landscapes), urban life (“street life”) and, last but not least, people themselves: During his many journeys through Europe, the USA, to Asia and Africa, he created impressive portraits.
After the selected motifs on these topics from all over the world, the picture gallery presents the sequence of pictures designed for Stefan Arczyński’s 100th birthday: one section shows the range of his photographic interests; this is followed by a variety of pictures from Arczyński’s adopted hometown of Wrocław/Breslau; then color photographs from Poland provide a colorful accent; the last section offers characteristic motifs of the Polish capital Warszawa/Warsaw.
Stefan Arczyński
Stefan Arczyński wurde 1916 als Sohn eines polnischen Emigranten und aktiven Mitglieds des Polenbundes in Essen geboren. Ab 1934 machte er dort eine Fotografenlehre und wurde 1938 als Fototechniker zur Luftwaffe einberufen. Im 2. Weltkrieg nahm er an verschiedenen Feldzügen, u.a. in Frankreich und der Sowjetunion, teil. Wegen Verdachts auf Sympathisantentum mit Polen war er zeitweilig inhaftiert. Sein Vater wurde aus den gleichen Gründen 1940 von den Nationalsozialisten verurteilt und ermordet. Arczyńskis Bruder kämpfte als Offizier auf polnischer Seite, zuerst 1939 in Polen, dann in Italien. Stefan Arczyński geriet im Mai 1945 in Lettland in sowjetische Kriegsgefangenschaft.
Dank seiner früheren Mitgliedschaft im Polenbund kam er 1946 nach Polen, wo er zunächst in Kamienna Góra/Landeshut und ab 1950 in Wrocław/Breslau ein Fotoatelier eröffnete. In den nächsten Jahrzehnten arbeitete Arczyński freiberuflich als Kunstfotograf für zahlreiche Verlage und Presseorgane, dokumentierte Kunst- und Baudenkmäler, das Kulturleben in Niederschlesien und Polen und fotografierte auf Reisen in der ganzen Welt. Seit 1956 präsentierte er seine Kunstwerke in zahlreichen Ausstellungen und wurde dafür mehrmals ausgezeichnet.
Die Fotografien von Stefan Arczyński spiegeln die Zeitgeschichte des 20. Jahrhunderts wieder. Insbesondere Eindrücke aus Deutschland und Polen prägten das Leben und Werk des Fotografen. Frühe Aufnahmen zeigen die Olympiade in Berlin 1936, danach entstanden Kriegsaufnahmen, Fotodokumentationen von Kriegszerstörungen in Breslau und anderen polnischen Städten, sowie von deren späteren Wiederaufbau. Darüber hinaus hielt Arczyński das kulturelle Leben im Polen der Nachkriegszeit fest. Bei zahlreichen Auslandsreisen nahm er Motive auf, die uns den Geist ihrer Zeit wiedergeben. Seine Werke sind jedoch fernab jeder Ideologie. Vielmehr zeigen sie das besondere Interesse des Fotografen an Menschen und ihrem Leben. Dies drücken die zahlreichen Porträts sowie Momentaufnahmen des Großstadtlebens aus. Viele der Bilder belegen zudem seine Begeisterung für die darstellenden und bildenden Künste, wie Theater- oder Ballettaufführungen, Malerei, Plastik und vor allem Architektur. Nicht zuletzt zeugen sie von der Faszination des Fotografen für die Natur, ihre Kraft und Dynamik, die in Landschaftsmotiven ihren Ausdruck findet. Die perfekte Beherrschung der Schwarzweißfotografie ermöglichte ihm eine plastische Modellierung der aufgenommenen Objekte und Szenen.
Stefan Arczyńskis Bilder führen dem Betrachter die ästhetische Sensibilität des Künstlers vor Augen, die sowohl die Motivwahl als auch den Blickwinkel und die Bildkomposition bestimmte.