Neues im Copernico-Portal: Bewahrung von Kulturgut auf allen Ebenen
Das Copernico-Portal füllt sich weiter mit spannenden Inhalten. Im ersten Halbjahr 2022 sind zwei Unterschwerpunkte hinzugekommen, einer von langer Hand geplant, ein anderer aus der Not heraus geboren: „Migrationsgeschichten rund um Schloss Steinort/Sztynort“ laden ein in einen Mikrokosmos der Erinnerungskultur, während Blogbeiträge rund um die Ukraine dem aktuellen Krieg Rechnung tragen.
Steinort/Sztynort: Projektionsfläche für Erinnerungen und Visionen
Was berichten unterschiedliche Menschen über denselben Ort? Vom verfallenen Herrenhaus und seinen Schätzen, der Familie eines tragischen Widerstandskämpfers, Kindheitserinnerungen und Zukunftsperspektiven inmitten einer idyllischen Seenlandschaft – davon handeln die Geschichten, die das Interviewprojekt von Ulla Lachauer und Agata Kern hervorgebracht hat. In fünfzehn bebilderten Artikeln und zwei Podcasts zeichnen die Autorinnen ein lebendiges Bild von Sztynort/Steinort und seiner Historie. Drei einleitende Texte verorten das Projekt.
Vieles dreht sich um die Lehndorffs, die ehemaligen Schlossherren von Steinort. Interviewt wurden auch Kinder und Enkel von Vertriebenen, die ihre Liebe zu Masuren erst spät entdeckt haben. Die alteingesessene Dorfbewohnerin kommt ebenso zu Wort wie ihr nach Westdeutschland geflohener Klassenkamerad. Angereichert wird das Thema mit materieller Kultur: Da sind Kommoden, ein ganzes Jagdhaus oder eine Apfelsorte, die einen Platz in der Erinnerungskultur besetzt haben.
Es gibt einiges zu entdecken und zu reflektieren rund um Sztynort am Mauersee. Die Lebensgeschichten voller Erinnern und Nicht-Erinnern stehen exemplarisch für viele europäische Orte, deren Vergangenheit wie Zukunft Gegenstand gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse sind. Zentral ist dabei die Frage, wie das Schloss bewahrt werden soll, um seiner Geschichte wie auch der heutigen Lebensrealität gerecht zu werden.
Kultur im Krieg: Ukraine-Schwerpunkt im Copernico-Blog

Dringlich ist die Bewahrung von Kulturgut auch in der Ukraine unter dem Druck des Krieges. Deshalb thematisiert der Copernico-Blog Maßnahmen zur Rettung Ukrainischen Kulturgutes und die Rolle von Kultur im Krieg. Unterschiedlichste Initiativen setzen sich für den Schutz der kulturellen Identität der Ukraine vor Zerstörungen ein. Dabei geht es teils um ganz praktische Dinge von Verpackungsmaterial bis Museumspädagogik, teils aber auch um digitale Back-Ups und 3-D-Rekonstruktionen.
Ein Interview mit Beate Reifenscheid-Ronnisch, Präsidentin von ICOM Deutschland, informiert über die Initiative ICOM4Ukraine. Zur Rettung digitalen kulturellen Erbes sprach Copernico mit Quinn Dombrowski von SUCHO (Saving Ukrainian Cultural Heritage Online). In einem Gastbeitrag berichtet Elżbieta Olzacka über Museen in der Ukraine seit 2014 und deren Rolle im Krieg. Ein weiterer Artikel widmet sich Backup Ukraine, einem Projekt, in dem Menschen in der Ukraine mithilfe einer App dreidimensionale Scans von Kulturerbestätten anfertigen können.

Bottom-Up-Ansätze sind dabei das Gebot der Stunde. Ukrainische Eigeninitiative wie internationale Solidarität bauen auf Kooperation mit Freiwilligen. Dabei kommt die Frage auf, was von Menschen als schützenswertes Kulturgut eingestuft wird – mit teils überraschenden Ergebnissen. Umso spannender bleibt es, diese Themen zu verfolgen. Der Copernico-Blog wird weiterhin berichten.