Otto von Haller und die Sammlung Revaler Hausmarken
In der Dokumentesammlung hat sich von Otto von Haller das Typoskript der nie im Druck erschienenen „Sammlung Revaler Hausmarken“ als maschinenschriftlicher Durchschlag (mit nur wenigen Originalblättern) erhalten. Es wurde im Oktober 1965 von dessen Bruder Arndt von Haller (Berlin) an Hellmuth Weiss, den damaligen Direktor des Herder-Instituts, übergeben, der den Verfasser noch aus gemeinsamen Revaler Tagen persönlich kannte. Das Typoskript hat die Archivsignatur: DSHI 140 Balt 181-183, besteht also aus drei Mappen: (181) Die Sammlung Revaler Hausmarken, Bl. 1-193; (182) Notizen zu einzelnen Hausmarken, Bl. 1-78; (183) Einleitung zu Revaler Hausmarken und Auszüge aus der Literatur, Bl. 1-29.
Die Erhebungen und Quellenstudien zu den Revaler Hausmarken hat Otto von Haller mit großer Wahrscheinlichkeit in den 1920er und 1930er Jahren durchgeführt. Die Abfassung der vorliegenden Texte dürfte Ende der 1930er und Anfang der 1940er Jahre (mit datierten Nachträgen bis 1949) erfolgt sein. Der Bestand wurde in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten von Reval-Forschern intensiv genutzt, u.a. von Friedrich Benninghoven, Jüri Kivimäe, Heinz von zur Mühlen und von Familienforschern.
Otto von Haller wurde am 15. Februar 1887 in Abia (estnisch Abja, Kreis Pernau, 30 km südwestlich von Fellin/Livland) als Sohn des Rechtsanwalts Pontus von Haller geboren. Er erhielt Privatunterricht und besuchte die St. Annenschule in St. Petersburg. Er studierte 1906 bis 1910 Medizin in Dorpat (Matrikel-Nr. 21016), seit 1910 in München. Seine Familie stammte ursprünglich aus dem Voigtland, gelangte im 18. Jahrhundert nach Schweden, in einem Zweig später auch nach Estland. 1881 bzw. 1890 erhielten Zweige der Familie ihre Erhebung in den erblichen russischen Dienstadel und wurden in das Livländische Gouvernements-Adels-Geschlechtsbuch eingetragen. Über das Todesjahr Otto von Hallers konnte noch keine Angabe ermittelt werden.
Hausmarken waren seit dem Mittelalter „Eigentumszeichen an beweglichem und unbeweglichem Gerät in Haus und Hof“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Hausmarke), im Zusammenhang mit dem Fernhandel vor allem auch Handelsmarken, „Zeichen, die der Kaufmann auf seinen Waren bei der Versendung anzubringen pflegte. Sie sind zu unterscheiden von den Fabrikationsmarken, die gewisse Handwerke […] zu führen gezwungen waren“ (Wilhelm Stieda: Hansisch-Venezianische Handelsbeziehungen im 15. Jahrhundert, Rostock 1894).
Diese Zeichen waren also immer einer bestimmten Familie und ihren Angehörigen zuzuordnen, wurden allmählich zu eindeutigen Identifikationssymbolen über die Generationen hinweg. In späterer Zeit wurden diese Hausmarken oft in reguläre Wappen bestimmter Familien aufgenommen.
Otto von Haller schrieb in der nur fragmentarisch vorliegenden Einleitung zu seiner „Sammlung Revaler Hausmarken“:
Möge diese Sammlung zu sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen, zu familien- und personenkundlichen Studien genutzt und als ein wichtiger Baustein zur Geschichte der Stadt Reval erkannt werden.
Dorothee M. Goeze und Peter Wörster
Das ist hochinteressant. Es gibt eine Reihe von Bleimarken aus Reval, archäologisch ausgegraben und mit Hausmarken versehen, aber meistens unbestimmt. Ist es möglish, das Typoskript von Haller irgendwie digital sehen zu können oder ist das nur an Ort und Stelle benutzbar?
Mit herzlichen Grüssen
Ivar Leimus
Lieber Herr Leimus, wir geben Ihre Anfrage gern an unser Archiv (Dokumentesammlung) weiter.