Mit den politischen Veränderungen der Jahre 1989 bis 1991 sind Grenzen erneut ein Gegenstand der Geschichtswissenschaft geworden. Im Zeitalter erhöhter Mobilität und europäischer Integration erfährt das Phänomen Grenze eine neue Aufmerksamkeit, wobei heute weniger die trennende Funktion von Grenzziehungen thematisiert wird als die grenzüberschreitende Begegnung.
Die Ausstellung präsentiert eine Sammlung thematischer Kartendarstellungen des östlichen Mitteleuropa der vergangenen zwei Jahrhunderte. Sie behandelt den Zeitraum zwischen den Teilungen Polens im ausgehenden 18. Jahrhundert und der Annäherung der Staaten des östlichen Mitteleuropa an die Europäische Union. Auf etwa 40 Tafeln wird dargestellt, wie Grenzen im östlichen Mitteleuropa des 19. und 20. Jahrhunderts entstanden sind und sich verändert haben. Die Ausstellung soll dazu anregen, den verschiedenen Erklärungsansätzen nachzugehen und die Auswirkungen, die sie auf die Geschicke der Völker dieser Region hatten, zu erkennen. Verdeutlicht wird die Thematik sowohl durch Karten, die das gesamte östliche Mitteleuropa darstellen, als auch durch Karten, die einzelne Länder und kleinere Gebiete wie etwa Galizien oder Oberschlesien behandeln. Dabei werden neben verschiedenen Verwaltungsgrenzkarten und kirchengeschichtlichen Karten u.a. auch Nationalitäten- und Sprachenkarten gezeigt, die der politischen Geographie eng benachbart sind und häufig in die Rolle eines Propagandamittels gedrängt wurden.
Die Kartenschau wird ergänzt durch aktuelle Fotografien von Christoph Waack (Leipzig) – durch eindrucksvolle Momentaufnahmen, die ausgewählte Grenzsituationen im östlichen Mitteleuropa zeigen: mehrfach gesicherte Grenzstreifen etwa zwischen Polen und dem Kaliningrader Gebiet Russlands, die ebenso trennende Funktion haben wie Straßen, die zu Sackgassen wurden; aber auch Grenzen, die durchlässig sind, wie die lediglich durch Pfähle markierte Grenze zwischen Deutschland und Polen auf der Insel Usedom oder die Straßenbrücke über die Narva zwischen Estland und Russland.
Eine Karten- und Fotoausstellung des Herder-Instituts in Zusammenarbeit mit dem Institut für Länderkunde Leipzig.